Heute begrüssen wir ganz herzlich unser neues Netzwerk-Mitglied Ernst & Young.

Wir freuen uns und sind sehr stolz, dass wir EY für unser FinTech Netzwerk gewinnen konnten. EY ist einer der Marktführer in der Wirtschaftsprüfung, Steuer-, Transaktion- & Managementberatung mitunter für Startups, Corporates und im Public Sector.

Christopher Schmitz, Partner EMEIA Financial Services, leitet die EY FinTech Initiative in Deutschland und wird EY im Portal repräsentieren. Christopher gab uns zum Einstieg ein Interview. Lest hier seine Antworten.

FTHQ: Was waren die größten Herausforderungen für 2016? Für FinTechs und die Finanzbranche?

CS: Für die Finanzbranche besteht die größte Herausforderung weiterhin in der Schere zwischen steigenden regulatorischen Anforderungen und dem Niedrigzinsumfeld, das die traditionellen Wertschöpfungselemente von Banken, Versicherern und Asset Managern wie Fristen- und Risikotransformation massiv unter Druck setzt. Gleichzeitig befindet sich die Branche im Innovationswettbewerb mit FinTechs und „incumbent“ Wettbewerbern um die Kundenschnittstelle; bestehende Vertriebsstrukturen (z. B. im Maklerumfeld bei Versicherern) und Marktinfrastrukturen (z. B. im Bereich Zahlungsverkehr) sehen sich disruptiven Bedrohungen ausgesetzt. Im Innovationswettbewerb um Convenience, Schnelligkeit und Customer Centricity haben die etablierten Spieler große Herausforderungen zu bewältigen, sei es aufgrund ihrer Legacy Infrastrukturen, ihrer sich nur langsam verändernden Kulturen oder der aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds zurückgehenden Ertragspotenzials.
Fintechs standen 2016 in Deutschland wieder stark im Interesse der Öffentlichkeit. Die großen Herausforderungen sind dabei unverändert: Zugang zu Kapital und Gewinnung von Kunden. Die digitalen Ökosysteme, mit denen Fintechs sich positionieren wollen, sind erst im Entstehen. Aber auch der Zugang zu Talenten und eine fehlende Gründerkultur, um das Wachstum auch auf Mitarbeiterseite zu stemmen, hat sich als herausfordernd erwiesen.

FTHQ: In der aktuellen EY-Studie „The German FinTech landscape: opportunity for Rhein-Main-Neckar” aus November 2016 wird die deutsche FinTech Landschaft in 9 Segmente aufgeteilt. Das sind Banking & Lending, Enabling Processes & Technology (B2B), eMarketplaces, Aggregators & Intermediaries. Financial Data Analytics, InvesTech, Payments, PropTech und RegTech.

In welchem Bereich siehst du das meiste Potential, welcher ist möglicherweise schon gesättigt?

CS: Wir denken, dass der Bereich der reinen Aggregators & Intermediaries aufgrund der vergleichsweise geringen Wertschöpfungstiefe seinen Zenit erreicht hat. Hier besteht die Herausforderung die Wertschöpfungskette erfolgreich zu verlängern, um so weitere Mehrwerte für die Kunden zu erzielen. Großes Wachstum sehen wir auf der B2B Seite überall dort, wo sich Potenziale aus der Kooperation mit etablierten Marktteilnehmern ergeben können, z. B. im RegTech Umfeld oder in den zahlreichen entstehenden digitalen Finanzökosystemen. Segmente, in denen Innovationen wie Data Analytics, Community Building und Open Banking neue Chancen für einen echten Kundenmehrwert eröffnen – z. B. im Bereich Roboadvice – sind ebenfalls sehr interessant.

Die mit dem Internet of Things, (e-) Mobility Services, realtime Anforderungen und weiteren neuen Anwendungsfeldern einhergehenden sich verändernden Herausforderungen für Zahlungsinfrastrukturen – bis hin zum seamless payment auch im Mikrobereich – bieten ebenfalls Chancen für signifikantes Wachstum.

Nicht zuletzt stellen wir fest, dass sich aus dem Bedarf von institutionellen Investoren nach alternativen und höher rentierenden Anlagen und dem Kapital- und Finanzierungsbedarf von Unternehmen große Angebots- und Nachfragedynamiken entwickeln. Diese mit Hilfe von elektronischen Marktplätzen und technologischen Innovationen erstmalig oder deutlich effizienter als heute zu adressieren und damit Liquidität in bis dato nur wenig liquide Märkte zu bringen, scheint uns sehr vielversprechend.

FTHQ: Welche Erwartungen hast Du an das vor uns liegende Jahr im Hinblick auf die FinTechs und die Finanzbranche?

CS: Die Finanzbranche wird weiterhin mit den Folgen des wirtschaftlichen Umfelds und der vollständigen Digitalisierung kämpfen, die letztlich auch zur weiteren Konsolidierung der Branche (Filial- und Mitarbeiterabbau) führt.

Sie wird sich aber auch weiterhin den FinTechs öffnen. Kooperationen, Dienstleistungsbeziehungen aber auch gezielte Investments zwischen etablierten Spielern und FinTechs werden zum „new Normal“. Incumbents werden sich schrittweise weiterentwickeln – YoMo ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich auch etablierte Spieler auf neue Wege begeben können.

Venture Capital wird weiterhin für gute Ideen und sich daraus entwickelnde Operationalisierungen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wird der Kampf um die Kundenschnittstelle auch unter den etablierten Spielern an Härte zunehmen. Wir gehen davon aus, dass dies dazu beiträgt, dass sich die FinTech Ökosysteme in Deutschland weiter entwickeln, auch unter zunehmender öffentlicher Interessenlage hin zu einer gründerfreundlichen Umgebung.

FTHQ:  In welchen Bereichen sieht sich EY als Innovationsmotor und Vermittler zwischen FinTechs und Corporates?

CS: Wir interpretieren uns zuvorderst als Mitentwickler und Förderer des Fintech Ökosystems. Hierbei unterstützen wir die Fintech-Szene in ihrem Weg von „idea to exit“ durch Networking, Matching von Investoren und Corporates mit Start-ups, aber auch im Rahmen von Finanzierungsrunden als Partner von Investoren. Und natürlich sehen wir uns auch als Partner der Fintechs in ihrer Entwicklung und unterstützen mit unserem breiten Angebot an Dienstleistungen, vom Business Plan Challenge bis zur Sell Side Unterstützung, bei der regulatorischen Beratung ebenso wie bei der Begleitung der Professionalisierung von Accounting und Steuern. Wir nutzen dabei unser breites Beziehungsnetzwerk zur Unterstützung nationaler und internationaler Expansion und bauen mit unseren Kollegen auch Brücken zwischen den internationalen Fintech Hubs, sei es in den USA, in UK, in Singapur, Hongkong und China sowie in Tel Aviv.
Unsere Gründerwettbewerbe (z. B. Entrepreneur of the Year) , aber auch unsere Unterstützung vieler FinTech Awards und Pitch Events bieten FinTechs gute Bühnen, um ihre Bekanntheit zu steigern. Und nicht zuletzt stehen wir auch gerne einfach einmal als Gesprächspartner zur Verfügung, um brennende Fragen kurzfristig besprechen zu können.

FTHQ: Mit welchen Fragen können sich FinTechs im Portal an dich wenden?

CS: Ich bin Vertreter der EY Start-up Initiative für den Standort Frankfurt und leite die EY FinTech Initiative in Deutschland. Insofern könnt Ihr Euch gerne jederzeit mit allen Fragen an meine Kollegen oder mich wenden. Sollte es sich um Themen handeln, für die Kollegen aus anderen Bereichen von EY Experten sind, vermitteln wir gerne den Kontakt in unserem Haus.

Vielen Dank für das Interview, Christopher!